Besuch beim Madsack Verlag (HAZ)

 

Am 14.09. hatten wir uns zu einer Führung durch den Madsack Verlag angemeldet. Er ist uns Hannoveranern vor allem deswegen bekannt, weil er die Hannoversche Allgemeine und die Neue Presse druckt.

 

Wir lernten in einem Animationsfilm viel über die Geschichte des Verlages und konnten uns anschließend die alten Geräte anschauen, die damals für den Zeitungsdruck verwendet wurden.

 

Anschließend führte uns Herr Sempff durch die riesigen Hallen, in denen die Druckmaschinen stehen. Wir durften in den schallgedämmten Computerüberwachungsraum und bestaunten die für uns unvorstellbar großen Papierrollen, von denen jede einzelne 1,5 t wiegt und in ca. einer halben Stunde bedruckt ist. An endlosen Laufbändern wandern – Nein! – rasen die einzelnen Beilagen für die Zeitung von Station zu Station, werden an ihrem Ende wieder auf eine riesige Rolle gewickelt, vom Hubwagenfahrer mit einem Merkblatt versehen und dann von ihm zur Seite gestellt. Im letzten Akt der Laufbandwanderung werden sie aufgeklappt und in rasender Geschwindigkeit mit sämtlichen Beilagen und Reklamen versehen.

 

Dass die Führung nach zwei Stunden beendet war, bedauerten wir sehr. Wir hätten diesem faszinierenden Geschehen noch stundenlang folgen können.

 

Leider darf in sämtlichen Betriebsräumen nicht fotografiert werden, aber die folgenden Fotos, die im Foyer und im Museum des Madsack Verlages entstanden, sind sicherlich auch sehr interessant.

Hier ein kurzer Abriss über die Verlagsgeschichte:


1858 wird August Madsack in Ostpreußen geboren. Nach einer Buchdruckerlehre führt ihn sein beruflicher Werdegang zunächst über St. Petersburg und Riga nach Hannover. Mit Unternehmergeist und Gespür für die Interessen der Bevölkerung gründet er die Gesellschaft „Hannoverscher Anzeiger A. Madsack & Co."
 

1893 erscheint der „Hannoversche Anzeiger" als „Unparteiisches Organ für Jedermann" erstmalig am 1. März mit einer Auflage von 48.000 Exemplaren. Dieser Vorläufer der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung hat sechs redaktionelle Seiten sowie zwei Anzeigenseiten und kostet monatlich 40 Pfennig. Schon sieben Jahre nach der Gründung hat sich die Auflage des „Hannoverschen Anzeigers" fast verdoppelt.

 

Im Jahre 1900 werden 75.000 Exemplare verkauft. Im Ersten Weltkrieg kann die Zeitung noch einmal zulegen: 125.000 Exemplare. Auch der Umfang ist auf bis zu 60 Seiten angestiegen.

Investitionen in modernste Rotationsmaschinen tragen ebenso zum Erfolg bei wie die vielen Verkaufsfilialen im Zentrum. Neben dem Zeitungsverkauf werden hier auch Anzeigen aufgenommen und verschiedene Dienstleistungen angeboten. Der „Hannoversche Anzeiger" ist zum Marktführer in Stadt und Region geworden.

Das Anzeiger-Hochhaus, ein modernes Bauwerk, das seine Vorstellungen vom Geist einer großen Zeitung widerspiegelt, wird dem Lebenswerk August Madsacks ein Denkmal setzen. Einen genialen Mitschöpfer findet er in dem Hamburger Architekturprofessor Fritz Höger.

 

1928 wird das Anzeiger-Hochhaus mit der angrenzenden Druckerei an der Goseriede eingeweiht.

Dr. Erich Madsack führt nach dem Tod seines Vaters August Madsack im Februar 1933 die Geschäfte weiter. In den kommenden Jahren hat er wie viele andere Verleger auch mit den Repressalien des nationalsozialistischen Regimes zu kämpfen: Ihm droht die Enteignung.

 

Am 1. März 1943, dem 50. Geburtstag des Anzeigers, wird die Einstellung der Zeitung von der Reichsregierung verfügt.

Im März 1945 wird das Anzeiger-Hochhaus bei Luftangriffen getroffen. Das Planetarium in der Kuppel brennt aus, kurz vor dem Einmarsch der US-Truppen in Hannover. Bereits im Herbst 1943 war das angrenzende Betriebsgebäude von Bomben stark beschädigt worden, die technischen Anlagen wurden weitestgehend zerstört.
 
Im August 1949 erhält Dr. Erich Madsack die Lizenz zur Herausgabe der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Bis dahin hatte er den Wiederaufbau des Anzeiger-Hochhauses und der Rotation mit dem Druck von Lizenzzeitungen realisiert. Die treue Leserschaft des ehemaligen Anzeigers beschert der HAZ eine Startauflage von 120.000 Exemplaren.

Der Aufstieg der HAZ kommt nicht von allein. Zunächst bringen Kooperationen mit lokalen Verlagen, die einen Teil der redaktionellen Seiten der HAZ nutzen, eine Ausweitung der Kapazitäten. Mit der Inbetriebnahme von farbfähigen Rotationsmaschinen Ende der 50er Jahre sorgen fremde Druckaufträge zusätzlich für eine solide geschäftliche Basis.

Die kontinuierliche Steigerung der redaktionellen Qualität bei gleichzeitiger Orientierung zu einer breiteren Leserschaft macht die HAZ Anfang der 60er Jahre schließlich zum Marktführer in Niedersachsen. Die Auflage steigt ständig, und als Dr. Erich Madsack im Januar 1969 stirbt, werden täglich 150.000 Exemplare der HAZ gedruckt.

Der Wandel der Verlagsgesellschaft Madsack beginnt mit dem Neubau des Verlagsgebäudes am Stadtrand Hannovers. In Kirchrode entstehen in zwei zehngeschossigen Türmen und mehreren angrenzenden Flachbauten 25.000 Quadratmeter Nutzfläche für Verlag, Redaktion und Produktion. Die über die Jahre beengten Verhältnisse an der Goseriede gehören nach dem vollendeten Umzug im Herbst 1974 der Vergangenheit an.

Im Zeitungsdruck gibt es einen weiteren Schritt in Richtung Erfolg: Im Druckzentrum Kirchrode wird der Bleisatz ab 1974 von moderner Drucktechnik abgelöst. Das Offsetdruckverfahren, basierend auf der Fototechnik, bringt nicht nur bunte Bilder und farbige Grafiken in die Zeitung, sondern erlaubt auch eine schnellere und flexiblere Produktion bei verbesserter Druckqualität.

Die erste bedeutende Expansion ist 1973 die Übernahme des „Göttinger Tageblattes" mit seiner Unterausgabe „Eichsfelder Tageblatt". Schon zwei Jahre später wird auch die „Neue Hannoversche Presse" hundert-prozentige Madsack-Tochter, die als „Neue Presse" 1978 ein ganz eigenes Profil erhält. Heute gehören in Niedersachsen auch die „Peiner Allgemeine", die „Wolfsburger Allgemeine", die „Aller Zeitung" und die „Schaumburger Nachrichten" zur Verlagsgruppe Madsack.

Das Zeitungsgeschäft beschränkt sich bei Madsack nicht nur auf die Herausgabe eigener Produkte. Heute beziehen viele lokale Zeitungstitel in Niedersachsen ihre überregionalen Mantelseiten vom Verlag. Darüber hinaus sorgen fremde Druckaufträge, darunter auch hochwertige Vierfarb-Druckerzeugnisse, in den Druckereien für eine gute Auslastung von Personal und Technik. Heute verfügt der Verlag über mehr als 25 Anzeigen- und Wochenblätter in Niedersachsen.


Sofort nach dem Mauerfall zeigt das Verlagshaus Madsack großes Engagement im Osten. Anfang 1991 spricht die Treuhand der Verlagsgesellschaft Madsack und der Axel Springer Verlag AG zu gleichen Teilen die „Leipziger" Volkszeitung zu. Dazu zählen auch die „Dresdner Neuesten Nachrichten" mit ihren Unterausgaben. Die publizistische und verlegerische Führung liegt bei Madsack. Bereits zwei Jahre später entsteht am Stadtrand von Leipzig ein mit zukunftsweisender Technik ausgestattetes Druckhaus.

Seit vielen Jahren engagiert sich Madsack mit einer Fülle von Beteiligungen an privaten Hörfunksendern, die auch über die Grenzen Niedersachsens hinaus sehr erfolgreich arbeiten.

Film und Fernsehen bietet die Verlagsgesellschaft Madsack seit 1984 mit ihrer Tochter TVN erfolgreich am Markt an. Das Unternehmen ist fernsehtechnischer Dienstleister für viele private und öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten. Es bietet Räume, Personal und Technik für die Produktion von Industriefilmen, Fernsehshows und -magazinen und verfügt über modernste Ü-Wagen für die Außenübertragung.

 

 

 

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